Station 1
Rathaus
Im Jahr 1864 erfolgte die Einweihung des Gebäudes (jetzt das Rathaus) in der heutigen Raabestraße als Bürgerschule. Seit 1709 wurden die Kinder in dem Kantoratsgebäude neben der Kirche unterrichtet und seit 1815 auch noch in einem Raum der Diakonatspfarre am Marktplatz. Mit der Zunahme der Schülerzahl wurde 1840 das neben dem Kantorhaus gelegene Gebäude „An der Kirche 12“ angekauft und zu Schulzwecken genutzt. Bei der steigenden Schülerzahl waren die Schulräume, die noch dazu in drei verschiedenen Gebäuden lagen, irgendwann unzulänglich. Die Stadt kaufte deshalb den Steinerschen Garten in der heutigen Raabestraße und errichtete zwischen 1862 und 1864 ein neues Schulgebäude.
Am 22.03.1871 zum Geburtstag Kaiser Wilhelm I pflanzten Schulkinder eine Linde (Friedenslinde) vor der Schule, die um 2010 gefüllt wurde.
Die Bürgerschule mit der Friedenslinde.
Erst 1931 zog die Bürgerschule in den neue Wilhelm-Raabe-Schule gegenüber um.
Die erste Heilige Messe seit der Reformation fand in Eschershausen am 26. Dezember 1931 in einem Raum dieser ehemaligen Bürgerschule statt. Von 1931 bis 1934 betreute Pater Johannes Reif von den Oblaten des hl. Franz von Sales aus dem Haus Overbach die Katholiken in Bodenwerder, Eschershausen und Stadtoldendorf. Die katholische Gemeinde feierte bis 1935 die Gottesdienste in Eschershausen in der ehemaligen Bürgerschule.
Dann befand sich ab 1938 der weibliche Reichsarbeitsdienst in der alten Bürgerschule.
Seit dem 1. Oktober 1946 ist das Gebäude der Bürgerschule das Rathaus der Stadt Eschershausen, seit 1971 auch für die Verwaltung der Samtgemeinde Eschershausen und seit dem 01.01.2011 eine Dienststelle der Verwaltung der neugebildeten Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf.
„Altes Rathaus“
Von 1913 bis zum Ende des 2. Weltkrieges war im Haus mit dem langen Außentreppe das Rathaus der Stadt Eschershausen. Das „Alte Rathaus" war auch gleichzeitig die Dienstwohnung des Bürgermeisters.
Über eine Treppe gelangte man zum 1. OG in eine geräumige Diele. Die übrigen zwei Türen führten in die Büros des Bürgermeisters und über einen kleinen Korridor mit fensterloser Kammer in das Sekretariat. Dieser Raum hatte eine schalldichte Tür zum Bürgermeisterbüro. Neben der Haustür lag das Standesamt, das durch eine Doppeltür mit dem Bürgermeisterbüro verbunden war. Ein Pfosten an der Außentreppe diente auch einmal dazu, einen Bären anzubinden. Dessen Besitzer war zum Bürgermeister Elsner gegangen, um eine Erlaubnis für eine „Bären-Vorführung“ zu bekommen.
Stadtmagistrat 1914
Die Landwirtschaftliche Schule Eschershausen der Landwirtschaftskammer für das Herzogtum Braunschweig
Von 1910 bis 1938 gab es in Eschershausen eine landwirtschaftliche Winterschule.
Landwirtschaftliche Schule Eschershausen um 1910 und das Alte Rathaus.
Das Bild zeigt links das Gebäude der Winterschule und dahinter das „Alte Rathaus“ der Stadt Eschershausen. In diesem ehemaligen Rathaus hatte der Bürgermeister seine Dienstwohnung. Das Gebäude der Winterschule im Vordergrund wurde später erweitert und zeigt heute ein etwas anderes Aussehen.
Im Jahre 1909 schrieb die Landwirtschaftskammer Braunschweig an den Magistrat der Stadt Eschershausen, dass für die Söhne bäuerlicher Besitzer eine landwirtschaftliche Winterschule für die Kreise Gandersheim und Holzminden eingerichtet werden sollte. Eschershausen erhielt den Zuschlag, auch weil sich der Oberamtmann Humburg von der Domäne Wickensen in einer Kammersitzung in Braunschweig für Eschershausen einsetzte: „…Die Kosten für Pensionen seien in Eschershausen halb so hoch als in Gandersheim; es sei in Eschershausen alles sehr billig, viel Geld könne man dort überhaupt nicht ausgegeben (Heiterkeit). Eschershausen sei der gegebene Platz für die Schule…“
Die Stadt stellte dann ein im Juli 1910 bei einer Zwangsversteigerung erworbenes Gebäude mit einem Klassenraum, einem Lehrerzimmer und Lehrmittelraum für 36 Schüler zur Verfügung.
Die Eröffnung der Schule erfolgte am 27. Oktober 1910 mit 35 Schülern. Das Schulgeld betrug 40 Mark für jedes Winterhalbjahr und 15 bis 20 Mark für Bücher. Da die Schüler jünger als 20 Jahre sein sollten (erst mit 21 Jahren war man damals volljährig!), galt folgendes: „Alle Aufgenommen müssen sittlich unbescholten sein. Hegt der Direktor bei der Aufnahme eines jungen Mannes Zweifel an dessen Unbescholtenheit, so kann er die Beibringung eines Unbescholtenheitszeugnisses verlangen.“ Die Direktoren hießen in der Zeit von 1910 bis 1938 Hinrichs, Fehleisen, Barth und Wedekind.
Unterrichtsraum in der Landwirtschaftlichen Winterschule 1930.
Der Schulbesuch dauerte zwei Winterhalbjahre jeweils von Oktober bis März. Der Unterricht begann in ersten Winterhalb in den Fächern u. a. Deutsch, Rechnen, Pflanzen- und Tierkunde und im zweiten Halbjahr folgten die „Fachwissenschaften“ wie Ackerbaulehre und Tierzuchtlehre. In dem Abgangs-Zeugnis standen schließlich 21(!) Fächer, z.B. auch Maschinenkunde, Feldmessen und Waldbau. Der Unterricht war am Vormittag von Montag bis Samstag und auch am Nachmittag außer am Mittwoch und am Samstag. Der erste Schulleiter Dr. Hinrichs achtete darauf, dass nach 19.30 Uhr kein Schüler abends auf der Straße oder in einem Lokal angetroffen wurde. In einer ausführlichen Schulordnung steht außerdem noch z.B.:
- § 6 Schüler, welche Eigentum der Schule beschädigen (Bemalen der Wände, Einschneiden in die Bänke (usw.), haben den Schaden zu ersetzen. Kann der Beschädiger nicht ermittelt werden, so hat die ganze Klasse für den Schaden aufzukommen.
- § 13 Zur Teilnahme am Tanzunterricht muß die Erlaubnis des Direktors eingeholt werden, wobei ein Erlaubsschein der Eltern oder des Vormundes erforderlich ist.
- § 14 Die Schüler werden von den Mitgliedern des Lehrerkollegiums in ihren Wohnungen besucht. Die Hauswirte haben den Lehrern jederzeit Eintritt in die Wohnungen der Schüler zu gestatten.
1935 wurde das 25jährige Bestehen der Schule, die jetzt „Bäuerliche Werkschule“ heißt, gefeiert.
Im Jahre 1937 erhielt der Landkreis Holzminden die Anweisung, drei Lager des Arbeitsdienstes für die weibliche Jugend einzurichten. Ein Lager sollte Eschershausen erhalten. „Der landschaftlich schön gelegenen Stadt mit den vorhandenen Einrichtungen für Leibesübungen: eine große Turnhalle mit schön gelegenem Spielplatz, Brausebadgelegenheit, im Sommer nahe gelegenes Freibad, wird gern der Vorzug gegeben.“ Die Stadt Eschershausen gab nach und die Räume der Schule wurden für den weiblichen Arbeitsdienst gekündigt. Zum 1. Oktober 1938 erfolgte die Verlegung der Schule nach Holzminden.
Bekannt war das Gebäude der ehemaligen Winterschule später durch das Café Käse „Bei Backe“, welches sich jahrelang in dem Gebäude der ehemaligen Winterschule befand.