Der Stadtrundgang
durch Eschershausen

Station 2b

Oberförsterei Scharfoldendorf

Vor 1896 gab es das Forstrevier Halle. Der Vorstand dieses Reviers befand sich aber in Scharfoldendorf, wo ein reitender Förster stationiert war. Bevor 1878 das Forstamtsgebäude (auf der Postkarte Oberförsterei genannt) entstand, befand sich die Försterei im Leibzuchtgebäude des Bauern Vogelsang in Scharfoldendorf. In Eschershausen wohnte nur ein „Unterförster“. Ab 1896 erhielt das Forstrevier Halle die Bezeichnung Forstrevier Scharfoldendorf. Inzwischen befindet sich die Forstverwaltung in Neuhaus und Grünenplan mit jeweils 12 Revierförstereien.

Wie wichtig der Wald für Eschershausen war, zeigt die alte Bezeichnung Riegesitzer. Noch 1925 gehörten 83 Häuser der Stadt Eschershausen zu diesen Riegesitzern. Diese hatten ein Recht auf Riegeholz (=Reiheholz). Die Riegesitzer waren auch Brauberechtigte und erhielten 16 m Holz. Während die Kirchhöfer als nicht Brauberechtigte nur 6 m Holz bekamen. Die Reiheholzberechtigung exisitert heute nicht mehr und sie war auch in der Forstverwaltung nicht beliebt.

02b-Karte Königl. Preuss. Landesaufnahme Blatt Eschershausen 2225 von 1898

In der Revierchronik Scharfoldendorf steht dazu die folgende Geschichte über die Reiheholzberechtigung: „Als vor Jahren der Friedhof für Eschershausen unmittelbar an der Grenze gegen die Scharfoldendorfer Feldmark und in unmittelbarer Nachbarschaft des dort stehenden Forstamtsgehöftes angelegt wurde, erhob der damals dort wohnende Revierverwalter Einspruch beim Magistrat der Stadt Eschershausen, da ihm die Nachbarschaft des Friedhofes unerwünscht war. Dieser Einspruch bleib unberücksichtigt, und der Friedhof wurde angelegt. Darauf erfaßte den Revierverwalter der Zorn, und er schwor, daß die Nachkommen der Eschershäuser Stadträte noch für die Zukunft einen Denkzettel haben sollten. Er ging mit einem Kavalleriesäbel in die Buchenverjüngungen des Stadtberges, hieb die Lohden (junge Laubbäume) gründlich ab und pflanzte die Flächen mit Fichten zu, damit die Reiheholzberichtigten in späteren Jahren nicht mehr das nötige Brennholz aus ihrem Berechtigungsbezirke geliefert erhalten könnten. …“

Allerdings hat dies an der Nähe des Friedhofs nichts geändert. Jetzt liegt der neue Friedhof der Stadt Eschershausen gegenüber des ehemaligen Forstgebäudes. Auch der Scharfoldendorfer Friedhof befindet sich in unmittelbarer Nähe dieses Gebäudes, so dass die ehemalige Oberförsterei nun von fast allen Seiten von Friedhöfen umgeben ist.

Seit 1987 ist in dem Gebäude der Oberförsterei eine Sozialstation.