Der Stadtrundgang
durch Eschershausen

Station 6

Wilhelm-Raabe-Schule und Wilhelm-Raabe-Denkmal

Baubeginn der Schule in Eschershausen war im August 1930. Der Kostenvoranschlag von 369000 RM wurde eingehalten! Der Bauplatz kostete 70000 RM. Wegen der hohen Kosten erfolgte dieser Schulneubau nicht als „Schulhochbau“ sondern als „Schulblockbau“, d.h. die Klassenzimmer sind ebenerdig und es gibt keine Treppenhäuser und Schulkorridore bei den Klassenräumen. Die Wilhelm-Raabe-Schule war der erste Schulbau in Deutschland mit zwei Vierklassenblocks in nur einer Ebene! So waren die Klassenräume mit 6 mal 9 m Grundfläche lichtdurchflutet und führten jeweils auf einen glasgedeckten Wandelgang. Die Schüler konnten so auch bei Regen die Klasse verlassen. Jede Klasse hatte zwei Garderobenräume getrennt nach Mädchen und Jungen. Die Klassenräume enthielten wie sonst üblich keine Bänke mehr, sondern für je 2 Kinder Tische und Stühle, die bei schönem Wetter ins Freie gebracht werden konnten. „Der große Gedanke der naturverbundenen Körper- und Geistesschule kann sich verwirklichen.“

06-Schule-1931

Im Hauptgebäude waren u. a. Direktor-, Arzt- und Lehrerzimmer, die Zentralheizungsanlage, die Kochküche, die Hausmeisterwohnung, Fachräume für Zeichnen, Gesang und Nadelarbeit sowie eine Turnhalle (zugleich Aula). Im Kellergeschoß gab es 6 Wannen- und 5 Brausebäder für die Einwohner, da zu dieser Zeit Badezimmer in den Häusern noch nicht allgemein üblich waren.

„Der Hauptbau soll auch Stätte der sozialen Fürsorge, der turnerischen und sportlichen Betätigung der Erwachsenen sowie Sitz der allgemeinen Volksbildung sein.“ „Da der Turnsaal auch für andere Zwecke Verwendung finden soll, ist praktischer Weise dafür Sorge getragen, daß die Geräte mit leichter Mühe unsichtbar gemacht werden können durch Versenkung unter den Fußboden, oder Hochziehen durch die Decke sowie Wegtransport, da sie fahrbar sind. Auch kann der Turnsaal in einen Theater- oder Kinoraum umgewandelt werden und als Aula dienen.“

Durch den Bau der Schule hatten die „Werkstattbetriebe“ Arbeit und ein großer Teil der vorhandenen Erwerbslosen konnte beschäftigt werden.

Dieser Schulneubau war schon etwas Besonderes! Nach diesem Vorbild wurde auch in Delligsen eine Schule gebaut und 1933 eingeweiht. Über die Einweihung der Wilhelm-Raabe-Schule berichtete die Eschershäuser Zeitung am Samstag, dem 19.09.1931 ausführlich:

„…Nun ist auch unsere neue Schule, die den Namen „Wilhelm-Raabe-Schule“ trägt, soweit fertig, daß sie am morgigen Sonntag eingeweiht werden kann. Viel ist wohl in unserer Stadt und der näheren Umgebung während der Bauzeit, die nur ein Jahr und einen Monat dauerte darüber gesprochen und kritisiert worden. Viele Meinungsverschiedenheiten tauchten auf aber am meisten die Frage: kann unsere Stadt die Baukosten tragen? Ueber diese Frage wollen und können wir uns heute noch kein Urteil erlauben, aber unseren Mitbürgern möchten wir den Rat geben, nicht zu schwarz in die Zukunft zu blicken. Ueberlassen wir diese Sorgen ruhig unseren Stadtvätern, die in den letzten Jahren verschiedene moderne und schöne Einrichtungen geschaffen und uns auch über die pekuniären Sorgen hinweggeholfen haben. Wir erinnern nur an die Asphaltstraße und die Badeanstalt. Jedenfalls wird es einen jeden Einwohner unserer Stadt mit einem gewissen Stolz erfüllen, wenn er heute den gewaltigen Schulneubau mit Turnhalle und die Umgebung betrachtet, der vor allem durch seine erhöhte Lage noch gewinnt. Jeder Fremde, der durch unsere Stadt kommt, bewundert das schöne Bauwerk.

Hierunter lassen wir nun das Programm, für die Einweihung am morgigen Sonntag, die um 16 Uhr beginnt folgen:

  1. Eröffnungschor: Großer Gott wir loben Dich
  2. Schlüsselübergabe: Architekt Kerle übergibt Schlüssel und Bau an Bürgermeister Elsner. Bürgermeister Elsner begrüßt und übergibt Schlüssel und Bua an Rektor Zornemann, Rektor Zornemann übernimmt als stellvertretender Schulvorstandsvorsitzender den Bau und dankt der Stadt auch im Namen der Lehrer.
  3. Weihechor: Brüder reicht die Hand zum Bunde
  4. Vorspruch
  5. Weiherede (Ministerialrat Böse)
  6. Ansprache der Gäste:
    • Vertreter der Kreisdirektion
    • Vertreter des Handwerks, und sonstige Gäste (Anmeldung vorher erbeten)
  7. Gedicht (Dank der Kinder)
  8. Schlußchor der Kinder: Im schönsten Wiesengrunde
  9. Besichtigung der Schule

Abends 20 Uhr findet in der Turnhalle ein Elternabend statt ...“

Die Feier sollte im Schulhof stattfinden, musste aber wegen eines Regenschauers in die Turnhalle bzw. Aula verlegt werden.

Wilhelm-Raabe-Denkmal

Die Gesellschaft der Freunde Wilhelm Raabes hatte ein Preisausschreiben zur Errichtung eines Raabe-Denkmals in Braunschweig veranstaltet. Die Stadt Braunschweig entschied sich allerdings für einen Brunnen, so dass der Entwurf des Bildhauers Karl Sagebiel (geb. 1891, gest. 1943) in Braunschweig nicht ausgeführt wurde. Stattdessen wurde das Denkmal vor der neuerbauten Schule am 09. September 1931, einem Tag nach dem Geburtstag des Dichters Wilhelm Raabe eingeweiht.

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Einweihungsfoto vom 09. September 1931